Die Kraft des "Nichts Tuns" und warum wir das nicht Tun sollten

"Zukunft gemeinsam gestalten" - ein Wunsch oder gar eine Aufforderung, die uns in den vergangenen Wochen in den verschiedensten Interpretationen und verkörpert durch die verschiedensten Gesichter von allen Wegesrändern der Republik entgegen stach. Ja es fühlte sich schon so manches Mal wie ein Stich an, wenn so manche Frage nach dem WIE dazu unbeantwortet blieb, aber das mag jede*r für sich allein bewerten. Nun handelt es sich bei dieser Aussage um eine Plattitüde hinter der sich vermutlich die meisten versammeln können und gleichzeitig kaum jemanden ins Handeln bringt. Dabei wissen wir doch alle:

In Bezug auf die Gestaltung der Zukunft, ist "Nichts" zu tun schlimmer als "das Falsche" zu tun. 

 

Da drängt sich natürlich unweigerlich das Thema "Fehlerkultur" auf und wir sind in unseren vergangen Beiträgen ja auch schon öfter auf dieses Thema und dessen Bedeutung eingegangen (und wir werden es auch in Zukunft tun:), aber in diesem Beitrag soll es darum gehen, welche Folgen "Nichts" zu tun für die Unternehmenskultur haben kann.

Jedes Unternehmen hat eine Unternehmenskultur!  Sie entsteht aus sich selbst heraus und kann gar nicht verhindert werden. Wo Menschen regelmäßig zusammentreffen entsteht unweigerlich irgendeine Form von Kultur. Und genau das ist das Stichwort "irgendeine Form". Die Notwendigkeit Unternehmenskultur zu gestalten ist also in ihr selbst verankert. Sie basiert auf einem System geteilter Werte, sozialer Normen und Haltungen, die Einfluss darauf haben, wie Mitglieder innerhalb einer Organisation Entscheidungen treffen, wie sie handeln und wie sie sich verhalten. Dies ermöglicht Orientierung für das eigene Verhalten und führt in den meisten Fällen dazu, dass man sich mit eben diesem anpasst, um sicherzugehen, dass man Teil der sozialen Gruppe bleibt. Genau darin liegt ja auch die Stärke und die Kraft einer Unternehmenskultur.Kurzum: Unternehmenskultur ist die DNA des Unternehmens! Jedes Unternehmen verfolgt einen Zweck (mindestens den des Fortbestands) und kann diesen nur erreichen wenn die unternehmerischen Aktivitäten auch darauf einzahlen. Die vorherrschende Unternehmenskultur kann dabei der beste Freund oder der schlimmste Feind sein! 

Welche Folgen es haben kann eine Unternehmenskultur nicht an den Unternehmenszielen und-werten auszurichten und dahingehend aktiv zu gestalten, wird an der folgenden Situation deutlich, die stellvertretend für viele Unternehmen steht:

In einem kleinen, wirtschaftlich erfolgreichem Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich, dessen Existenz und Fortbestand in den letzten Jahren niemand in Frage gestellt hat (vor allem nicht die Mitarbeitenden), ist durch eine unerwartete Veränderung externer Rahmenbedingungen ein Umbruch im Leistungsangebot, in der Arbeitsweise und den Arbeitsinhalten zwingend und sofort erforderlich. Eine Situation, die in den letzten eineinhalb Jahren viele Unternehmen und deren Mitarbeitende im Zuge der Corona-Pandemie hautnah erlebt haben. Nun war es in diesem Unternehmen so, wie in vielen anderen wirtschaftlich stabilen Unternehmen dieser Art, dass es in der Vergangenheit keinerlei Aktivitäten bzgl. der Gestaltung einer Unternehmenskultur gab. Es gab keine gemeinsame Unternehmensvision, keine kommunizierten Unternehmensziele und keine Grundsätze für die Zusammenarbeit. Eine Kultur ist trotzdem entstanden und sie ist so stark spürbar wie nur selten. Es herrscht eine Kultur des Stillstands und des Abwartens und sie wird von den meisten Beteiligten komplett akzeptiert und gelebt - obwohl sie in diesem Fall den sicheren Untergang bedeutet.

 

Die meisten Leser*innen werden uns wahrscheinlich zustimmen, dass es sich hierbei niemals um einen unternehmerisch aktiv gewollten Zustand handeln kann und dennoch ist er da, weil "Nichts" getan wurde. Trotz fehlender aktiver Gestaltung ist die dort vorherrschende Kultur spürbar tief verankert und wird von den Mitgliedern der Organisation stark beschützt, so dass der dringend benötigte Wandel für das Fortbestehen des Unternehmens ein enormen Kraftakt erfordert, der nicht allein aus den veränderten Rahmenbedingungen resultiert. Nun drängt sich uns in diesem Zusammenhang folgende Frage förmlich auf:

 

Warum schafft sich eine Organisation (oder übertragen auf die Einleitung dieses Beitrags eine Gesellschaft - aber wir wollen ja nicht politisch werden:)

durch das Verharren auf dieser Kultur selbst ab?

 

Ist die entstandene "Weiter so"-Mentalität fehlender Mut oder glauben die Protagonisten wirklich an das gern kommunizierte "Fortführen von Tradition"?

Oder ist es ganz banal das Erhalten der Komfortzone aller Beteiligten, dass gefühlte Harmonie konserviert? 

 

In unserem Beispiel sorgt die Drucksituation erstmal für eine Schuldsuche. Weshalb waren wir nicht bereit für so eine Veränderung der Rahmenbedingungen. Wer soll denn nun die Verantwortung übernehmen für das, WAS war und nun zu tun ist? Und eine Frage bleibt dabei wieder unbeantwortet. WIE Zusammenarbeit nun aussehen könnte und wer bereit ist, dafür den Preis der Veränderungen im eigenen Arbeitsverhalten zu zahlen. Und damit geht wieder kostbare Zeit ins Land. Im Grunde wird das Problem mit bekannten Mitteln bekämpft, nur noch mehr, nicht anders!

 

Bezugnehmend auf die Frage wird deutlich, dass die Kräfte einer Unternehmenskultur  im Sinne der unternehmerischen Zielstellung aktiv gelenkt werden müssen, um sicherzugehen, dass sich diese Kräfte nicht gegen die Organisation richten und sie sich dadurch nicht "selbst abschafft". 

Also Machen und nicht mehr "Nichts tun".

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